Und warum machen wir da keine Ausnahmen?
Als ich vor fast elf Jahren mit meiner Schwimmschule begonnen habe, bot ich Anfängerkurse bereits ab vier Jahren an. Doch mit der Zeit habe ich das Einstiegsalter bewusst auf 4,5 Jahre angehoben.
Unternehmerisch betrachtet könnte man sagen, dass das ein Fehler ist – schließlich wäre es möglich, früher mehr Kurse anzubieten und schneller Geld zu verdienen. Aber genau darum geht es mir nicht. Mein Anspruch ist es, Kinder sicher und mit Freude zum Schwimmen zu bringen – und Eltern mit einem guten Gefühl aus dem Kurs zu entlassen.
In den letzten Jahren ist es spürbar schwieriger geworden, Kinder im Alter von vier Jahren über zehn Einheiten hinweg konzentriert bei der Sache zu halten. Die Anforderungen, die unsere Gesellschaft heute an Kinder stellt, haben sich verändert: mehr Technik, weniger Bewegung, höhere Reizbelastung. Das wirkt sich auch auf das Lernverhalten aus.
Was Schwimmen für uns bedeutet
Für mich bedeutet Schwimmenlernen nicht, dass sich ein Kind irgendwie paddelnd über Wasser hält. Schwimmen heißt, sich sicher, entspannt und technisch richtig durch das Wasser zu bewegen. Natürlich kann ich auch mit Vierjährigen ein bisschen „Hundepaddeln“ trainieren – aber das ist nicht das Ziel meiner Arbeit.
Das ideale Alter, die perfekte Technik oder das eine optimale Programm zum Schwimmenlernen gibt es nicht. Vieles spielt eine Rolle: Wie oft wird außerhalb des Kurses geschwommen? Wie warm ist das Wasser? Wie groß ist das Becken? Findet der Kurs im Hallenbad oder im Freigewässer statt? Wie groß sind die Gruppen? Wie tritt der Schwimmlehrer auf?
In meiner Region hat Schwimmen nicht denselben Stellenwert wie Skifahren. Und ja – Schwimmen ist wichtig. Denn es ist die einzige Sportart, die Leben retten kann. Umso wichtiger ist es, sich an die realen Gegebenheiten anzupassen. Und aus meiner Erfahrung ergibt es am meisten Sinn, Kinder erst ab 4,5 Jahren in einen Schwimmkurs aufzunehmen.

Was Eltern oft sagen
Natürlich höre ich Woche für Woche ähnliche Bitten und Argumente:
- „Mein Kind kann das schon.“
- „Es liebt das Wasser.“
- „Es ist ganz pflegeleicht.“
- „Ich als Mutter kann das besser einschätzen.“
Das verstehe ich – aber mein Angebot richtet sich ganz klar an Kinder ab 4,5 Jahren.
Und genauso oft höre ich nach dem Kurs auch Sätze wie:
„Gut, dass wir noch gewartet haben – mit vier Jahren wäre es doch zu früh gewesen.“
Selbst mit 4,5 Jahren schaffen es manche Kinder nicht gleich im ersten Kurs, schwimmen zu lernen. Aber die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen, positiven Einstieg ist deutlich höher.
Daher ist es mir wichtig, bei dieser Altersgrenze zu bleiben.
Schwimmen soll kein Stress sein. Sondern ein sicherer und freudvoller Einstieg in eine Fähigkeit fürs Leben.



